Spiegellose Systemkamera – Ratgeber, Wissenswertes, Empfehlungen

Seit 2008 gibt es auf dem Kameramarkt eine wichtige Entwicklung – der Trend hin zu Systemkameras ohne Spiegel bzw. spiegellosen Systemkameras. Viele namhafte Hersteller haben mittlerweile Modelle aus dieser Kamera-Kategorie in Ihr Produktportfolio aufgenommen. Was es mit spiegellosen Systemkameras auf sich hat, möchte ich im Folgenden erklären. Dabei gehe ich auch detailliert auf wichtige Punkte wie Größe, Akkulaufzeit, Sucher und Bildqualität ein. Schlussendlich möchte ich klären, für wen sich eine Systemkamera lohnt. Darüber hinaus zeige ich einige vielversprechende aktuelle Modelle, sowohl im Anfänger- als auch Profibereich, die eine Empfehlung wert sind.

Spiegellose Systemkamera – was ist das überhaupt?

Es gibt 2 Arten von Systemkameras. Zum einen jene mit Spiegel, welche selbsterklärend als Spiegelreflexkameras (auch DSLR) bezeichnet werden. Zum anderen die Modelle, welche auf einen Spiegel verzichten – die sogenannten spiegellosen Systemkameras (auch DSLM), welche oft auch einfach nur als „Systemkameras“ bezeichnet werden. Bei DSLRs befindet sich zwischen Objektiv und Sensor ein klappbarer Spiegel, der das Bild während der Belichtung auf den Sensor lenkt. Ein solcher Spiegel existiert bei DSLMs nicht – hier wird das Licht aus dem Objektiv immer direkt auf den Sensor übertragen. Systemkameras mit spiegelloser Bauweise haben sich in den letzten Jahren vielversprechend entwickelt – es gibt nicht nur immer mehr sondern auch immer bessere Modelle. Viele Fotografen sehen in dieser Bauart einen goldenen Mittelweg zwischen großer Spiegelreflexkamera und kleiner Kompaktkamera. Grund genug, sich dieses System genauer anzusehen.

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Spiegellose Systemkameras genauer betrachtet

Im folgenden gehe ich auf die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte ein, auf die es im fotografischen Alltag ankommt. Dabei geht es sowohl um Vor- als auch Nachteile – vor allem gegenüber Spiegelreflexkameras. Ich ziehe aber hin und wieder auch Vergleiche zu Kompaktkameras.

Größe und Gewicht

Durch das Fehlen eine Spiegels besitzen Systemkameras generell eine kompaktere Bauweise als Spiegelreflexkameras. Auch ihr Gewicht ist meist geringer. Das bietet einige entscheidende Vorteile:

  • In Verbindung mit einem kleinen und leichten Objektiv lassen sie sich auf Reisen und längeren Touren wesentlich bequemer transportieren, während manche Spiegelreflex mit großem Objektiv den Rücken nicht gerade schont.
  • DSLMs sind dadurch auch unauffälliger – in manchen fotografischen Situationen ist das Gold wert. Zum Beispiel wird man mit einer Spiegellosen in der Streetfotografie von seinen Fotomotiven – den Menschen in der Umgebung – weniger als Fotograf wahrgenommen. Andererseits darf man nicht vergessen, dass manchen Fotografen im beruflichen Umfeld diese Unauffälligkeit auch schaden kann. Viele potentielle Kunden nehmen Systemkameras noch nicht als professionelle Werkzeuge wahr („Die Dinger sind doch viel zu klein, um gute Fotos zu schießen!“). Das wird sich aber zunehmend ändern.

Jedoch passen trotz kompakter Bauweise auch die kleinsten spiegellosen Systemkameras nicht in die Hosentasche. Das ist schon aufgrund der Wechselobjektive nicht möglich. Wer Größe und Gewicht als oberste Priorität hat, sollte sich im Lager der Kompaktkameras nach guten Modellen umschauen.

Ein Extrembeispiel: Links eine DSLR – die Canon EOS 5D, rechts eine kleine Systemkamera – die Canon EOS M10. Selbst mit dem kompakten 50mm-Objektiv wirkt die Spiegelreflexkamera immer noch riesig im Vergleich zur M10.

Man darf zudem nicht vergessen, dass sich der Vorteil von Größe und Gewicht schnell relativieren kann, wenn man nicht nur den Kamera-Body betrachtet. Ja – viele Objektive speziell für DSLMs sind kleiner und leichter als „herkömmliche“. Möchte man davon aber ein paar mit sich führen, addiert sich trotzdem einiges an Gewicht. In vielen Fällen kann man auch „schwerere“ Objektive von Drittanbietern und aus dem Spiegelreflex-Lager (mittels Adapter) an spiegellosen Systemkameras verwenden. Hinzu kommen meist noch einige Akkus (eine DSLM braucht viel Strom, siehe unten) und gegebenenfalls ein Stativ. Spätestens hier relativiert sich der Größen- und Gewichtsvorteil. Wer also generell viel Equipment mit sich führt, wird nur einen sehr geringen Vorteil aus dem kompakten Body einer spiegellosen Systemkamera ziehen.

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Ergonomie

Hinsichtlich der Ergonomie unterscheiden sich die spiegellosen Systemkamera-Modelle recht stark – vereinfacht gesehen gibt es hier zwei Ansätze.

Zum einen haben wir gut durchdachte, etwas größer geformte spiegellose Systemkameras mit einem Sucher – diese liegen bestens in der Hand und fühlen sich in etwa wie DSLRs an. Wer zuvor mit einer Spiegelreflexkamera fotografiert hat, muss sich gegebenenfalls erst an die kleinere Bauweise gewöhnen. Das gilt insbesondere dann, wenn der Fotograf größere Hände hat. Je nach Modell und Geschmack kann es auch sein, dass einige wichtige Bedienelemente mehr oder weniger an der richtigen Stelle am Gehäuse zu finden sind. Im direkten Vergleich mit einer Spiegelreflexkamera empfinden viele Fotografen den Umgang mit einer Systemkamera somit etwas umständlicher und weniger ergonomisch. Das kann je nach Geschmack und Modell ein entscheidender Faktor sein – oder sich nach einiger Zeit der Angewöhnung schnell relativieren. Hier ist ausprobieren ein absolutes Muss, um zu entscheiden, ob man sich an die Form der spiegellosen Systemkamera seiner Wahl gewöhnen kann. Einige Modelle bieten auch optional erhältliche „Extensions“ (z.B. Batteriegriff) an, die am Gehäuse befestigt werden können. Dadurch verbessert sich die Handhabung, das Gerät wird dann natürlich größer.

Auf der anderen Seite existieren sehr kleine Formen, die (ohne Objekiv) kaum größer als eine Kompaktkamera sind (z.B. Canon EOS M100*). An solchen Modellen fehlt dann auch meist der elektronische Sucher. Die Bildkomposition geschieht hier wie bei Kompaktkameras einzig über das Display. Die Handhabung lässt sich somit entsprechend mit denen von Kompaktkameras vergleichen. Man hält sie etwas weiter weg, schaut auf das Display, wählt dort den Bildausschnitt, stellt scharf und löst aus.

Ich empfehle Dir eher, nach ergonomisch geformten Modellen mit Sucher Ausschau zu halten, welche sich am Workflow einer Spiegelreflexkamera orientieren. Das Fotografieren mit einem Sucher ist nach meiner Erfahrung ein anderes bzw. bessere Erlebnis, als man es über ein Display bekommt. Doch auch hier ist vieles Abhängig vom Einsatzzweck und dem persönlichen Geschmack – probiere einfach mal beide Herangehensweisen im Elektronik- oder Fotofachmarkt Deines Vertrauens aus! 🙂

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Der elektronische Sucher

Spiegellose Systemkameras haben entweder gar keinen Sucher oder einen elektronischen Sucher (kurz: EVF, electronic view finder). Es handelt sich dabei vereinfacht gesagt um ein elektronisches Display direkt im Sucher. Während man also bei einer Spiegelreflexkamera ein über den Spiegel umgelenktes „analoges“ Bild direkt aus dem Objektiv betrachtet (= optischer Sucher), schaut man beim Blick durch den Sucher einer Systemkamera auf ein digitales Abbild, berechnet vom Kamera-Sensor (genau wie beim Kamera-Display).

Diese Technologie bringt, wenn sie ausgereift genug ist, Vorteile mit sich:

  • Belichtungsvorschau: Du siehst die Helligkeit des Bildes im Sucher immer so, wie es mit den derzeitigen Einstellungen auch nach Drücken des Auslösers aussehen wird. Sobald Du z.B. die Blende schließt, wird auch das Bild im Sucher dunkler – die Auswirkungen aller 3 Belichtungsfaktoren (Blende, ISO, Zeit) sind hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Helligkeit des Bildes sofort sichtbar. Das ist besonders für Anfänger ein rieisiger Vorteil, um die Auswirkungen der Einstellungen sofort nachvollziehen und so schneller lernen zu können.
  • Zebra-Modus: Zusätzlich zur Belichtungsvorschau können elektronische Sucher Bereiche im Bild markieren, die überbelichtet sind. Hier lässt sich dann direkt gegensteuern, in dem man die Lichtmenge durch Abblenden, kürzere Belichtungszeit oder geringeren ISO-Wert reduziert.
  • Weißabgleich: Analog zur Helligkeit sieht man im EVF auch die Auswirkungen des aktuell eingestellten Weißabgleichs (Darstellung der Farben) – wer darauf besonderen Wert legt wird dies ebenfalls sehr zu schätzen lernen.
  • Fokus-Peaking: Wer gerne manuell fokussiert, kann bei vielen aktuellen elektronischen Suchern auf eine optische Fokussierungshilfe namens „Fokus Peaking“ zurück greifen. Dabei werden die gerade scharf gestellten Bereiche des Bildes im Sucher farblich hervorgehoben. Man sieht somit immer auf Anhieb, worauf man gerade scharf gestellt hat. Besonders für (ältere) Objektive ohne Autofokus eine super Sache!
  • Weitere Anzeigemöglichkeiten: Es gibt je nach Modell und Hersteller natürlich eine Reihe weiterer Anzeigen, die sich im EVF einblenden lassen und je nach Einsatzbereich durchaus hilfreich sein können, z.B. eine Wasserwaage, Gitternetzlinien oder eine 100%-Vergrößerungsfunktion.

Tolle Sache so ein elektronischer Sucher – er kann gerade für Einsteiger das Fotografieren stark erleichtern. Die Vorschau im Sucher entspricht fast immer dem fertigen Bild und insbesondere die Zebra-Funktion hilft einem in schwierigen Lichtsituationen ungemein. Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass EVFs viel Strom verbrauchen. Insbesondere auf längeren Touren muss man immer genügend Ersatz-Akkus dabei haben. Optische Sucher in Spiegelreflexkameras fressen exakt 0% Strom. Zudem empfinden manche Fotografen den Blick durch einen optischen Sucher als natürlicher und angenehmer. Bei langen und intensiven Shootings können elektronische Sucher ermüdend auf das Auge wirken – man darf nicht vergessen, dass man hier trotz höchster Auflösung auch „nur“ auf ein digitales Display schaut. Ältere und/oder weniger gute elektronische Sucher sind auch anfällig für Verzögerungen oder Schlieren im Bild.

Wer sich noch nicht zwischen Spiegelreflex- und Systemkamera entschieden hat, dem empfehle ich auch hier wie so oft, die Suchertypen beider Systeme (DSLR/optisch vs. DSLM/elektronisch) einfach mal zu testen! Ein preiswertes Modell mit gutem elektronischen Sucher ist zum Beispiel die Sony Alpha 6000*, deren EVF ich für einen Vergleich mit dem optischen Sucher einer DSLR empfehlen kann.

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Bildqualität

Die kleinsten in Systemkameras verbauten Sensoren sind so genannte Micro Four Thirds (MFT) Sensoren, gefolgt von APS-C Sensoren bis hin zu Vollformat-Sensoren und darüber hinaus (Mittelformat – sehr groß und sehr teuer). Somit stehen spiegellose Systemkameras den Spiegelreflexkameras in nichts nach. Die kleinste Sensorgröße – MFT – bewegt sich qualitativ sehr nah am APS-C Format (in den meisten Einsteiger-DSLRs verbaut). Beim Umstieg von einer Kompaktkamera auf eine Spiegelreflex- oder Systemkamera kann man somit einen ähnlichen Qualitätszuwachs erwarten.

Aufgenommen mit Canon EOS M10 + Kitobjektiv | Foto: Ellen Schüßler

Autofokus

Grundsätzlich kommen beim fokussieren mit Digitalkameras zwei Technologien zum Einsatz: Phasendetektions-AF und Kontrast-AF. Der Phasen-AF ist wesentlich schneller und kann auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch zuverlässig arbeiten. Der Kontrast-AF ist präziser – dies geht jedoch zu Lasten seiner Geschwindigkeit, vor allem bei wenig Licht.

In DSLRs kommt grundsätzlich der Phasen-AF zum Einsatz, während bis vor ein paar Jahren in den Systemkameras ausschließlich der Kontrast-AF verwendet wurde. Spiegelreflexkameras hatten also einen Geschwindigkeitsvorteil beim Fokussieren. Dies hat sich mit der Entwicklung und Verwendung so genannter Hybrid-AF-Systeme in spiegellosen Systemkameras aber geändert.

Aktuelle gute Systemkameras verwenden beide Technologien: Es kommt abhängig von der Bildsituation entweder der Phasen-AF oder der Kontrast-AF zum Einsatz. Dadurch sind Systemkameras in etwa gleich auf mit Spiegelreflexkameras, was die Geschwindigkeit angeht. Zudem haben sie das Potential mithilfe des Kontrast-Autofokus präziser und weniger fehleranfälliger zu arbeiten – Probleme wie Front- und Backfokus gibt es nämlich nur bei der Verwendung von Phasendetektions-AF.

Man sollte jedoch nicht vergessen, dass selbst Einsteiger-DSLRs mit Ihrem Phasen-AF älteren und/oder günstigen Systemkameras ohne Hybrid-AF überlegen sind. Vor dem Kauf einer Systemkamera solltest du Dich informieren, welche Technik beim Autofokus verbaut ist und idealerweise zu Modellen mit Hybrid-Autofokus greifen – auch hier empfehle ich einen Blick auf die beliebte Alpha 6000*, welche einen guten Hybrid-AF besitzt.

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Serienbildgeschwindigkeit

Wer viele Bilder hintereinander aufnehmen möchte, hat in der Regel bisher eher zur Spiegelreflexkamera gegriffen. Vor allem Wildlife-Fotografen und professionelle Sportfotografen setzen hier auf professionelle DSLRs. Aktuelle und professionelle Systemkameras brauchen sich hier jedoch mittlerweile nicht mehr zu verstecken und haben nachgezogen. Die Unterschiede sind nun eher von Modell zu Modell – egal ob mit oder ohne Spiegel – sehr verschieden. Wer hier eine besonders schnelle Kamera sucht, sollte auch genau schauen, dass die Bildqualität nicht darunter leidet. Denn einige Modelle haben zwar eine vermeintlich sehr hohe Serienbildgeschwindigkeit – sie speichern in diesem Modus aber nur JPEG-Dateien mit einer geringen Auflösung (z.B. 8 Megapixel).

Akkulaufzeit

Spiegellose Systemkameras verbrauchen sehr viel Strom, insbesondere im Vergleich mit Spiegelreflexkameras. Je nachdem, wie lange die Tour durch die Berge oder das Shooting im verlassenen Gebäude dauern, muss man entsprechend viele Ersatz-Akkus mit sich tragen. 2-3 und manchmal auch mehr können durchaus benötigt werden. Für einige Fotografen lohnt sich hier die Anschaffung einer portablen „Power Bank“, um die gerade leeren Akkus im Rucksack wieder aufladen zu lassen. Mit einer Spiegelreflexkamera kommt man mit ein bis maximal zwei Akkus hingegen locker über den Tag. Der Grund dafür wurde weiter oben schon kurz erwähnt: Der optische Sucher der DSLR benötigt keinen Strom, während der elektronische Sucher der Systemkamera immer gefüttert werden möchte.

Verschlusszeiten

Systemkameras verzichten komplett auf den in Spiegelreflexkameras verbauten Schwingspiegel, um die Verschlusszeit zu steuern. Die Spiegellosen kombinieren einen mechanischen mit einem elektronischen Verschluss. Dadurch sind an Systemkameras höhere Belichtungs- bzw. Verschlusszeiten von bis zu 1/16.000 Sekunde (und zukünftig wohl auch mehr) möglich. Das gibt z.B. einem Portraitfotografen die Möglichkeit, selbst bei starkem Sonnenlicht noch mit Offenblende zu arbeiten, ohne dass das Bild überbelichtet wird. DSLRs können aufgrund ihrer Spiegelkonstruktion nicht so schnell auslösen.

Der elektronische Verschluss hat auch noch einen anderen positiven Effekt: Er ist geräuschlos! Das kann in vielen fotografischen Situationen goldwert sein. Während z.B. beim Shooting eines Konzerts mit ruhiger Musik das „KLACK!“-Geräusch des DSLR-Spiegels stören könnte, verhält sich der elektronische Sucher weitaus unauffälliger.

Auswahl an Objektiven

Spiegellose Systemkameras sind im Vergleich zu Spiegelreflexkameras noch relativ „jung“. Daher gibt es für diese Art von Kamera noch nicht so viele und so unterschiedliche Objektive auf dem Markt, wie dies für Systeme von Spiegelreflexkameras der Fall ist. Insbesondere DSLRs von Canon und Nikon haben über lange Zeit eine beachtliche Auswahlmöglichkeit mit hunderten von Objektiven geschaffen. Hier können Systemkameras noch nicht mithalten.

Wer eine bestimmte Art von Fotografie betreibt und das eine ideale Objektiv dafür sucht, sollte sich im Portfolio beider Lager genau umsehen – vielleicht gibt es das eine Traum-Objektiv, was man unbedingt nutzen möchte nur für Spiegelreflexkameras.

Doch das Angebot an Objektiven bei Systemkameras hat sich in den letzten Jahren erweitert und wird auch zukünftig wachsen. Zudem gibt es für viele spiegellose Kameras spezielle Adapter, um Spiegelreflex-Objektive auch an Systemkameras nutzen zu können (z.B. Canon EF-Objektive an Sony E-Mount*). Meist kann man damit auch den Autofokus verwenden – das funktioniert abhängig vom Objektiv, dem Adapter und dem Systemkamera-Modell mal mehr und mal weniger gut. Hier lohnt es sich, vorher genau zu recherchieren, ob die Systemkamera mit dem gewünschten DSLR-Objektiv gut zusammen arbeiten kann und welcher Adapter das am besten ermöglicht. Ein Beispiel für eine funktionierende Kombination siehst Du in dem folgenden Bild.

Auf dem Bild siehst Du die Canon EOS M10* in Kombination mit dem Sigma 105mm f2.8 EX Macro* – verbunden durch den Adapter Meike MK-C-AF4*. Autofokus, Bildstabilisator und Blende des Objektivs kommunizieren hervorragend mit der kleinen Systemkamera. Auch meine anderen DSLR-Objektive mit Canon EF-Anschluss kann ich problemlos an der M10 mit diesem Adapter betreiben.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Gesamt betrachtet verhält es sich meiner Meinung nach so, dass man für eine spiegellose Systemkamera verglichen mit einer gleichwertigen Spiegelreflexkamera bisher noch tiefer in die Tausche greifen muss. Insbesondere wenn man einen guten elektronsichen Sucher und einen schnellen Hybrid-Autofokus haben möchte, muss man etwas mehr Geld investieren. Grundsolide Einsteiger-DSLRs mit gutem optischen Sucher und schnellem Autofokus sind gegenwärtig im Schnitt günstiger zu bekommen. Außerdem erhält man für DSLRs weitaus mehr günstige Objektive, vor allem von Drittanbietern, die es für Systemkameras in diesem Umfang noch nicht gibt.

Doch je weiter die Technik voran schreitet und je mehr sich die spiegellose Technik etabliert, desto günstiger wird es auch vernünftige Systemkameras zu kaufen geben.

Wartung und Reinigung

Genau wie Spiegelreflexkameras kann beim Wechsel der Objektive Staub ins innere des Gehäuses gelangen. Setzt sich Staub auf dem Sensor der Kamera ab, so kann dieser im Bild in Form von hässlichen kleinen dunklen Flecken sichtbar werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Staub auf dem Sensor einer Systemkamera absetzt ist höher als bei Spiegelreflexkameras. Der Grund: Der bei DSLRs verbautte Spiegel vor dem Sensor schützt den dahinter verbauten Sensor etwas vor dem Staub. Systemkameras besitzen naturgemäß keinen Spiegel.

Der Sensor von spiegellosen Systemkameras muss je nach Verwendungsweise also mehr oder weniger oft von Staub befreit werden – im Vergleich mit DSLRs mitunter sogar öfter. Doch hiervon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Der Staub ist nur bei sehr kleinen Blenden / hoher Schärfentiefe wirklich zu sehen. In vielen Fällen hilft auch schon die interne Reinigungsfunktion der Kamera oder ein Blasebalg. Erst bei stärkeren Verschmutzungen sollte man eine Nassreinigung in Betracht ziehen. Mit den richtigen Werkzeugen und Anleitungs-Videos ist das in der Regel kein Problem – wer jedoch zwei linke Hände hat, sollte die Reinigung besser einem Fachmann überlassen.

Blick ins Innere auf den Sensor einer spiegellosen Systemkamera – durch den fehlenden Spiegel muss man umso vorsichtiger beim Objektivwechsel sein, um Verschmutzungen vorzubeugen.

Schlussfolgerungen: Für wen sind spiegellose Systemkameras interessant?

Schlussendlich muss jeder für sich die oben aufgeführten Punkte priorisieren und danach entscheiden, ob spiegellose Systemkameras das richtige für einen sind oder man lieber zur Spiegelreflex– oder Kompaktkamera greift. Insbesondere für die folgenden Leute sind Systemkameras aus meiner Sicht interessant:

  • Umsteiger von einer Kompaktkamera auf eine Systemkamera: Wem die durchschnittliche Bildqualität und das fest verbaute Objektiv einer Kompakten nicht mehr ausreicht, ist im Lager der Systemkameras gut aufgehoben. Hier bekommt man gute Bildqualität in einem immer noch sehr kompakten Gehäuse.
  • Fotografen, die eine kleine, transportable und unauffällige Kamera suchen, welche jedoch in Sachen Qualität und Funktionen mit einer DSLR mithalten kann. Dazu zählen vor allem Reisefotografen und Naturfotografen, die eine weite Strecke vor sich haben. Wer hier auch mit seinem übrigen Equipment zugerechnet nicht viel mit sich trägt, zieht einen Vorteil aus einer Systemkamera. Auch in der Streetfotografie, wo eine riesige DSLR sofort auffallen würde, spielen Systemkameras ihre Stärken aus. Und „last but not least“ kann der geräuschlose elektronische Verschluss z.B. bei ruhigen Konzerten und auch Hochzeiten durch seine akustische Unauffälligkeit punkten – das KLACK des mechanischen Verschlusses einer Spiegelreflex ist hier meist fehl am Platz.
  • Fotografen, die mit einem elektronischen Sucher gut zurecht kommen und dessen Vorteile voll ausnutzen. Das gilt insbesondere für Einsteiger in die Welt der Fotografie. Die Fähigkeiten eines aktuellen, guten elektronischen Suchers werden aber auch professionelle Benutzer nach einer Weile nicht mehr missen wollen. Und wem der Blick durch einen EVF auch nach längerer Zeit nicht ermüdet und den hohen Stromverbrauch verkraftet, der hat eigentlich nur Vorteile im Vergleich mit einem optischen Sucher zu erwarten. Insbesondere die Belichtungssimulation („What you see is what you get“) und Fokus Peaking können zu treuen Helfern im fotografischen Alltag werden.

Produktempfehlungen für spiegellose Systemkameras

Günstige Einsteiger-Systemkameras ohne Sucher

Vor allem Umsteiger vom Kompaktkamera-Lager, die tolle Bildqualität möchten und auf einen Sucher verzichten können, sollten sich diese günstigen Modelle mal näher ansehen (auch wenn ich jedem Empfehle, ein Modell mit Sucher zumindest einmal auszuprobieren). Bei einigen Modellen lässt sich auch ein EVF nachrüsten.

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„Mittelklasse“-Systemkameras mit Sucher

Wer mit einem guten elektronischen Sucher fotografieren möchte, ohne gleich seine Ersparnisse aufzubrauchen, ist bei diesen Modellen richtig aufgehoben.

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Schon längere Zeit gibt es Systemkameras, die die Ansprüche von ambitionierten Hobbyfotografen und professionellen Berufsfotografen voll erfüllen können. Auch Modelle mit Vollformat-Sensor finden sich hier. Das hat natürlich seinen Preis.

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